Der Teckbote 02.06.2018

Dieser Zeitungsartikel ist im Teckboten am 02.06.2018 erschienen.


Kunst Ilse Ehrmann aus Kirchheim malt Pastellbilder, die Fröhlichkeit ausstrahlen. Das Malen half ihr, mit ihrer psychischen Erkrankung fertig zu werden. Von Heike Siegemund

Ein Gesicht, das nach oben blickt und Licht sieht, Hände, die einen Menschen schützend halten, Türen, die sich zum Paradies öffnen, Häuser, die Geborgenheit vermitteln, oder ein großes Kreuz, das über die Menschen wacht: Die Pastellbilder der Kirchheimer Künstlerin Ilse Ehrmann strahlen Wärme aus, eine positive, hoffnungsvolle Stimmung. Das liegt vor allem an dem leuchtend-bunten Farbenspiel, aber auch an den Aussagen, die die Bilder transportieren.

Ilse Ehrmann hat bereits etwa 300 Bilder gemalt. Sie alle sind lebensbejahend – und das, obwohl es der Kirchheimerin nicht immer so gut ging, wie das heute der Fall ist. Mit Ende 20 wurde sie psychisch krank, und mit dem Malen verarbeitete sie diese Krankheit. „Ich habe Befreiung gefunden beim Malen. Es tut meiner Seele bis heute gut“, erklärt sie. Im Rahmen einer Kunsttherapie begann sie, mit Pastellkreiden zu experimentieren. „Damals habe ich ganz klein angefangen“, erinnert sie sich. „Mittlerweile bin ich zwar kein Profi, aber auch kein Laie mehr“, ergänzt sie nicht ohne Stolz.

Die 55-Jährige hat schon immer gerne gemalt. „Ich bin in einer kreativen Familie groß geworden“, erzählt sie. Die Mutter war Handarbeitslehrerin, und so hat Ilse Ehrmann schon als kleines Kind viel gebastelt. Anfang der 80er-Jahre absolvierte sie in Göppingen eine Ausbildung zur Druckvorlagenherstellerin. In dieser Zeit entstanden ihre ersten Buntstiftbilder.

Schon immer waren die Bilder von Ilse Ehrmann überaus farbenfroh. „Ich mag Farben und Fröhlichkeit. Das Bunte ist für mich auch ein Ausdruck der Freude an der Schöpfung“, sagt sie. Dass der Glaube im Leben der Kirchheimerin eine große Rolle spielt, spürt man als Betrachter der Bilder sofort. Immer wieder ist zum Beispiel ein Kreuz zu sehen – für Ilse Ehrmann kein Zeichen des Leidens, sondern ein „positives Symbol für den Sieg über den Tod“. Ilse Ehrmann, die heute der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Kirchheim angehört, ließ sich im Alter von etwa 30 Jahren für den Glauben gewinnen – damals in einer Freikirche in Göppingen. Auch das half ihr, mit ihrer psychischen Erkrankung besser fertig zu werden.

Farben, Strukturen, Gegensätze: All dies hat es Ilse Ehrmann angetan. Sie möchte mit ihren Bildern anderen Menschen Mut zusprechen. 25 ihrer Werke sind derzeit in den Räumen des Tageszentrums Kirchheim zu sehen, einer Einrichtung des Reha-Vereins im Landkreis Esslingen. Hier kommen psychisch kranke Menschen zusammen, tauschen sich aus, arbeiten, kochen miteinander. Ilse Ehrmann ist bei der Filderwerkstatt beschäftigt, ebenfalls eine Einrichtung des Reha-Vereins; ihr Arbeitsplatz befindet sich im Tageszentrum, einer ausgelagerten Werkstatt-Stelle der Filderwerkstatt. Von den Mitarbeitern im Tageszentrum erhalte sie viel positive Rückmeldung zu ihren Bildern, freut sich llse Ehrmann: „Es tut gut, wenn man anderen eine Freude machen kann.“

Ilse Ehrmanns Bilder waren bereits in der Diakonie in Kirchheim, in Seniorenheimen in Schlierbach und Bad Boll sowie in unterschiedlichen Cafés in Kirchheim zu sehen. Von Sonntag, 17. Juni, bis Sonntag, 15. Juli, stellt sie ihre Werke in der Christuskirche in Kirchheim aus. Außerdem zeigt sie ihre Bilder im Tageszentrum Kirchheim, Gerberstraße 8 – 10, montags bis donnerstags jeweils von 8.30 bis 14.30 Uhr und freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr. Weitere Informationen gibt es auf www.kwirandt.de/ilse-ehrmann/ im Internet. Heike Siegemund


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