– SCHLÜSSELSATZ 2 –
ERHOLUNG KOMMT NICHT AUS „NICHTS“
Gespräch mit der Oberärztin:
Frage: Ich weiß nicht, was mit mir los ist.
Egal, was ich zur Erholung mache – Schlafen, Fernsehen, Hobby – ich habe überhaupt keinen Erholungseffekt. – Ich bin genau so kaputt wie vorher – als wenn ich nicht geschlafen hätte.
Antwort:
Erholung kommt „nicht aus Nichts“. Sondern Erholung wird dadurch generiert, dass man etwas Gutes nur für sich selbst (und nicht für andere) tut. – Was einem selbst (der eigenen Seele) gut tut. Deshalb ist es wichtig, nur etwas für sich selbst zu tun – und nicht für jemand anderen.
Gedanken:
Ich hegte zuerst Zweifel an dieser Aussage, wollte ihr aber erst einmal als Fachfrau glauben schenken.
Erkenntnis (Vor Ort):
Während Sie diese Sätze zu mir sagte, wurde mir klar dass ich mich selbst immer hinten angestellt habe. – Dass alles andere wichtiger war, als ich selbst.
Frank war immer da.
Wenn an der Arbeit Not am Mann war – Frank sprang ein.
Wenn jemand privat Hilfe gebraucht hatte – Frank bot sich an.
Wenn in der Kirchengemeinde jemand gebraucht wurde – Frank übernahm auch eine Funktion.
Gerade diese Aufopferungsmentalität hat in christlichen Kreisen Konjunktur – denn man will ja seinem Vorbild Jesus nacheifern – der sich selbst für die ganze Welt geopfert hatte. So war die Woche vollgestopft mit Terminen und Verpflichtungen.
Und von der Frau bekommt man dann auch nur Vorwürfe und kein Verständnis – für andere bist du immer da, für uns als Familie nicht.
Nach der Familie kamst dann erst du selbst an letzter Stelle. – Aber dafür blieb dann auch keine Zeit mehr übrig.
– Ach ja, du wolltest doch diese Woche eigentlich mal wieder deinem Hobby frönen.
Aber Zeit für sich selbst? Das war ja unverschämt, da hat man ja ein schlechtes Gewissen gegenüber der Familie und der anderen wenn man sich da etwas für sich selbst abzwackt. – Also machte es ja nichts wenn man keine Zeit mehr für sich selbst hatte, denn das hatte den angenehmen Nebeneffekt das man sich kein schlechtes Gewissen gegenüber der Familie machen brauchte.
Vielleicht klappt es dann ja nächste Woche mit der Zeit für sich selbst…
…aber die nächste Woche fandest du auch keine Zeit für dich, und die Woche danach und danach auch nicht… du hast es gar nicht gemerkt, wie so die Wochen, Monate und Jahre vergingen.
Aber das Verlangen der eigenen Seele die „ich kann nicht mehr“ schrie, das Ausgelaugt-sein wurden so lange beiseite geschoben, so lange es ging – bis es halt nicht mehr ging.
Meine Therapeuthin sagte mal zu mir: Wenn man einen Arm oder Bein gebrochen hat, dann geht man ins Krankenhaus, wenn man aber die Bedürfnisse der eigenen Seele ignoriert, dann werden sie so lange weggeschoben, bis es nicht mehr geht. – Aus dem einfachen Grund, weil man sie nicht für wichtig genug hält.
Es war recht schwierig für mich in diesem Punkt umzulernen. – Sich selbst (und die eigenen Bedürfnisse) auch wichtig zu nehmen und bewusst Zeit dafür einzuräumen.
Denn was hat die Familie davon, wenn man selbst am Ende ist?
Eine kluge Frau begreift, dass ein Mann auch Zeit für sich selbst haben muss, um wieder neu Kraft tanken zu können. – Denn das kommt letzten Endes dann auch wieder der eigenen Familie zu gute.
Das hat was mit loslassen zu tun. – Loslassen um letzten Endes behalten zu können.
Denn wer krampfhaft behalten will (dem anderen keine Freiräume einräumen will) – der wird ihn am Ende verlieren.
Aber es bedeutet auch bei „externen“ Anforderungen und Anfragen auch Nein sagen zu können. – Auch wenn es diese Personen dann nicht verstehen, und man es dann bei denen „verschissen“ hat. -Aber das ist dann deren Problem.
Der Satz klingt so simpel „Prioritäten neu bewerten, und anders setzen“. Aber es ist viel komplizierter – denn es stellt doch deine bisherigen Lebenserkenntnisse und deren Einordnungen in frage.
Erkenntnis (zur Heilung):
Ich nahm die Erkenntnis aus der Reha mit, dass ich regelmäßige Auszeiten für mich selbst in mein Leben einbauen musste. Auszeiten, in denen ich mir selbst was Gutes tue.
– Das kann für jeden was anderes sein. – Etwas, was er nur für sich selbst macht. – Etwas, was ihm Spaß und Freude bereitet. – Im Prinzip ist es egal was man macht, so lange man durch diese Tätigkeit die innere Freude spürt. – Für mich ist das die Fotografie mit der ich meine Erlebnisse und Gefühle fotographisch verarbeite und die Arbeit an dieser Homepage über die ich diese Erlebnisse und Gefühle präsentiere. – Für mich bedeutet es mehr als Hobby oder nur Zweck zur Erholung. Die Fotographie ist für mich eine Ausdrucksform – ja eine Kommunikationsform – dort wo die Worte fehlen. Und da, wo ich die Worte gefunden habe, ergänzen sie die Bilder – oder die Bilder ergänzen den Text.
Pures einfaches Ablichten war nie das Ziel dieser Homepage – obwohl es im Bereich „Normalbilder“ auch solche Bilder zu Hauf gibt.
Ergebnis:
Die Durchschlafprobleme haben sich wesentlich gebessert.
Schlaf ist wieder erholsam. Ich habe wieder innere Kraft und bin nicht mehr so Antriebslos. Dem Thema Einschlaf- und Durchschlafprobleme werde ich einen separaten Abschnitt widmen.
Gemeinsame Aktivitäten mit der Familie sind keine Qual mehr, sondern machen auch mir wieder Spaß.
An der Arbeit bin ich wieder kämpferischer geworden.
Ich will nicht so leicht aufgeben
– um meinen Arbeitsplatz kämpfen –
nicht kampflos das Feld räumen.
– Aufzugeben und selber zu kündigen oder die Abfindung zu nehmen – diese Genugtuung will ich meinem Chef nicht gönnen.
– Seite 3 –
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