Herbst Ent- Scheidung

Herbst01

Laub in allen Farben tanzt durch die Luft.
Der Herbst ist da, mit seinem Duft.
Wind durchwühlt buntes Blätterhaar,
reißt Lücken, was undurchdringlich war.
Die Sonne steht tief, scheint in goldenem Schein,
dieser Abend, er könnte nicht schöner sein.
Goldener Strahl durchdringt die Lücke im Haar,
strahlt an, was vorher noch verborgen war.

Leuchtendes Rot dringt durchs Auge ins Herz.
Es breitet sich aus – überflutet den Schmerz.

Dieser Anblick – er zieht mich in seinen Bann.
Wie er einfach nicht schöner sein kann.

Nur durch die Lücke im Blätterhaar
– das wird mir jetzt ganz klar,
wird diese Schönheit heut‘ offenbar.

Herbst02
Ein Apfel – vorher nicht zu seh’n
doch heut‘ abend – beim vorübergeh’n
erhaschte mein Blick durch die Lücke
den letzten Apfel in ganzem Stücke.

Das leuchtende Rot, es lacht mich an,
ob man ihn jetzt wohl schon essen kann?

Mein Blick, der ihn erhaschte, wird zum Verlangen
wie kann er nur in meinen Besitz gelangen?

Vom Auge zur Hand über Mund in den Magen
ich kann das Warten nur mit Mühe ertragen.

Ich halte ein, lauf‘ hin zum Baum.
Das Verlangen zieht mich wie im Traum.

Die Erntezeit ist längst vorbei,
man hat ihn übersehn‘ im Blättereinerlei.

Jetzt steh ich vor ihm und will ihn ergreifen
ich sehe – er gehört schon längst zu den Reifen.

Begehrte Frucht an fremden Baum
– mir wird plötzlich klar –
ich bin nah dran sie jetzt zu klau’n.

Mein Gewissen reißt mich aus der Verklärung
ich such‘ vergebens nach einer Erklärung.

Die ausgestreckte Hand kämpft mit Gewissen und Verlangen,
wer wird wohl in mir den Sieg erlangen?

Gewissen und Verlangen kämpfen hin- und her
die Entscheidung fällt mir wirklich sehr schwer.

Ich greif‘ mit der Hand zum Blätterschild
in ihr die Kamera – bereit zum Bild.

Herbst03
Will gern‘ einfangen,
was mein Herze sah
doch ein Spiegelbild –
das ist mir klar
kann nur ein
blasses Bild ergeben
doch wirds‘ die Erinnerung anregen.

Gestohlen habe ich nur das Bild vom Baum
nun kann ich es an jedem Tag anschau‘n.

Der Magen ist leer, das Verlangen gestillt,
wenn ich nun betrachte das schöne Bild.

Oft schau ich das Bild nun an
weil ich es nicht mehr lassen kann.

Gern denk‘ ich zurück an diesen Herbsttag
den niemand mehr mir zu rauben vermag.

Ich sehe mich im Geiste stehn‘
vor dem Apfel der so wunderschön.

Und ein Lächeln huscht über mein Gesicht
denn böse Gedanken, die quälen mich nicht.

Voll Dankbarkeit denk ich an diesen Tag
der so viel Schönes hatte für mich parat.

Herbst04
Ich weiß genau,
bald ist es so weit
sie kommt bestimmt,
die nächste Herbstzeit

Was hat sie zu bieten?
Was wird sie mir bringen?
Wird mir das selbe Kunststück wieder gelingen?

Ich frage – was hat die Geschichte mich gelehrt,
Manchmal ist Äpfel klau‘n gar nicht so verkehrt.

Es lehrte mich viel über Moral und Verlangen
und den Sinn zur richt’gen Entscheidung zu gelangen.

Herbst05
Die einfachste Entscheidung
ist nicht immer die Beste-
denn es blieben den Vögeln
nicht mal die Reste.



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