Entfremdung

– SECHSTER BERÜHRUNGSPUNKT –
– ENTFREMDUNG –

Ich fühlte mich in der Gemeinde wohl. Ich lernte viele nette Geschwister kennen und manche nahmen mich auch in ihre Familie auf als wenn ich ein eigener Sohn wäre. Ich konnte mir nicht vorstellen, einmal Kassel verlassen zu müssen/können. In dieser Zeit hatte ich den selbst abgewandelten Spruch „My home is my Kassel“ oder auch… „Kassel sehen, lieben und sterben“. Ich konnte mir nicht vorstellen in einer anderen Stadt als Kassel alt und grau zu werden – Kassel war zu meiner Heimat geworden.
Wenn ich heute an Heimat denke, dann ist das immer noch für mich Kassel – die Stadt in der sich so vieles in meinem Leben verändert hat, in der ich den Sinn für mein Leben finden konnte – die ein wichtiger Meilenstein und Wendepunkt in meinem Leben geworden war.
Aber die Zeiten ändern sich und bleiben nicht wie sie sind. Eine Stadt ändert sich, Menschen ändern sich, Umstände ändern sich. Und Gott klebt nicht an einem Ort oder an einer Stadt. -> Johannesevangelium 4, 21 „…es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg, noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet“
Aber wir sind Gott nicht gleichgültig – er klebt an dir – er klebt an mir. Wir sind ihm nicht egal.
Johannesevangelium 4, 23 „Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden, denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter.“

Es kam die Zeit in der unsere Jugendleiterin ging, und wir einen neuen Jugendpastor frisch von der Bibelschule bekamen. Nach kurzer Zeit wurde klar, dass seine Aufgabenbereiche anders sein sollten und der Jugendbereich nun ohne Jugendleiter auskommen sollte. Später sollte der Jugendpastor unseren Altpastor ablösen und die Gemeinde übernehmen.
Während der Altpastor eine liebevolle Vaterfigur gewesen war, war der neue Pastor komplett anders. Er war jung und dynamisch und stürmte im Glauben voran. – In seinen Predigten, in seinem Glaubensleben.
– Nur er merkte gar nicht, dass die Gemeinde humpelnd und hinkend gar nicht hinter ihm herkam. Ab und zu wurde er mal von den Ältesten der Gemeinde gebremst, so dass er eine kurze Zeit (geistlich gesehen) wieder vor der Gemeinde hertrottete – aber das hielt nie lange an, bis er wieder voller Ungestüm lospreschte.
An einem bestimmten Punkt kam es dann zu einer Gemeindespaltung, so dass viele Menschen die Gemeinde verletzt und enttäuscht verließen, die sich zu sehr an seiner Art und Weise stießen.
Auch ich bekam immer mehr Schwierigkeiten mit seiner Person bis die Situation so unerträglich für mich geworden war, dass ich mit gutem Gewissen nicht mehr sagen konnte „Ja, ich gehöre zu dieser Gemeinde“ ( – Die bisher meine Familie gewesen war). Ich begann mich zu fragen, ob dies noch mein Platz sei.

Glauben04aIrgendwann fasste ich den Entschluss mich nach einer neuen Gemeinde umzuschauen. Ich suchte mir mehrere Gemeinden aus der Umgebung aus, die ich näher kennenlernen wollte. Ich setzte mir zum Ziel jede Gemeinde drei Monate lang zu besuchen um mir ein Bild von diesen Gemeinden machen zu können. – Wenn ich alle Gemeinden durch hatte, wollte ich dann entscheiden in welche Gemeinde ich dann gehen wollte.

Schon die erste Gemeinde hatte alles, was ich in meiner bisherigen Gemeinde vermisst hatte. – Aber ihr fehlte auch all das, was ich noch an meiner alten Gemeinde gut fand.
Nach Ablauf der selbst gesetzten Frist von drei Monaten war mir dann klar geworden, dass ich „nur“ wegen Problemen mit meinem Pastor nicht einfach die Gemeinde verlassen wollte. Ich wollte nicht einfach „den Weg des geringsten Widerstandes gehen“. – Der einfache Weg war noch nie mein Ding. Ich habe mich immer bei vielen Dingen sehr schwer getan und musste mich immer durchkämpfen. Auch heute noch sehe ich das als meinen Weg an. – Sich etwas zu leicht zu machen, bedeutet für mich auch, vielleicht nicht gründlich genug über etwas nachgedacht zu haben. – Und dies ist mir zuwider. Einer meiner heutigen Leitsprüche lautet: “ Ich denke – darum bin ich Mensch – manche Menschen denken mir zu wenig“.
Deshalb entschied ich mich trotz der Probleme mit meinem Pastor wieder in diese Gemeinde zurück zu gehen.
Aber ich redete auch mit Gott darüber. Ich sagte ihm dass ich „geistliche Nahrung“ brauchte, aber nichts mehr von „dieser Person“ annehmen könnte, und dass ER (Gott) mich deshalb mit geistlicher Nahrung versorgen müsste. – Und das tat er auch. Ich bekam eine ganze Weile Predigten in Form von Kassetten von anderen Gemeinden in denen Gott zu mir sprechen konnte.

In dieser Zeit spürte ich zum ersten mal, das evtl. meine Zeit in Kassel abgelaufen war – aber ich war innerlich noch nicht bereit dazu zu gehen. Deshalb machte ich einen Kuhhandel mit Gott.
Ich sagte ihm: „Herr wenn du willst, dass ich gehen soll, dann mach es mir über den Arbeitgeber klar. Dass der Arbeitgeber sagt: Herr Kwirandt wir haben für Sie keine Arbeit mehr hier, aber dort oder dort“ – und genau so geschah es dann auch ein Jahr später.


 

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