– IT’s TIME TO SAY GOODBYE –
Es verging ungefähr ein Jahr es war inzwischen das Jahr 1998. Am Anfang war die Gemeindesituation für mich einigermaßen erträglich gewesen, aber im laufe des Jahres verschlechterte sich die Situation, so dass ich wieder begann mich nach einer anderen Gemeinde umzuschauen.
Ich besuchte deshalb eine Gemeinde in der nähe der Wilhelmshöher Allee. Der Jugendchor sang ein Lied: „ob Nachts erfror’n ob Tags verbrannt, wir geh’n an Gottes Hand in’s gelobte Land“. Dieses Lied nahm der Jugendpastor als Grundlage für seine Predigt.
Er predigte dass der Weg in’s Gelobte Land für die Israeliten nicht einfach gewesen sei. Nachts war es in der Wüste so kalt dass sie fast erfroren wären, und am Tage war es so heiß, dass sie fast verbrannt wären. Aber das am Ende der Wanderung das Gelobte Land auf sie wartete.
Während dieser Predigt wurde mir aus einer Mischung aus Gedanke und Gefühl mit einem mal so klar: „Eine Ära geht zu Ende“. Diese Mischung aus Gefühl und Gedanke schoss so stark wie ein Blitz in mein Bewusstsein und war so stark und so präsent dass er mich komplett erfüllte. Es wurde mir mit einem mal bewusst, dass meine Zeit in Kassel abgelaufen war und die Zeit reif war zu gehen. Ab diesem Moment konnte ich mich innerlich von meinem geliebten Kassel trennen.
In dieser Zeit geschah es, dass mein Arbeitsplatz (und der vieler anderer Kollegen auch) wegrationalisiert wurde. Wir waren zwar nicht arbeitslos, wanderten aber innerhalb der Firma in eine Art „firmeninternes Arbeitsamt“ das die Firma extra zu diesem Zweck gebildet hatte. Es war quasi eine neu geschaffene Dienststelle innerhalb der Telekom – noch nicht einmal eine Auffanggesellschaft. Diese Dienststelle hatte die Aufgabe uns neue Arbeitsplätze innerhalb des Konzerns zu vermitteln.
Der Leiter dieser Dienststelle hielt eine Ansprache vor allen Leuten und erklärte die Situation. Danach führte er noch mit jedem einzelnen ein Einzelgespräch in dem es darum ging was man bisher gemacht hatte, und was man sich in Zukunft vorstellen könnte. In dieser Zeit wurde die Idee geboren, mein Hobby – die Computerei zum Beruf zu machen. Dieser Leiter wusste, dass im Rechenzentrum in Göppingen Personal benötigt wurde und fragte mich ob ich Interesse daran hätte dort zu arbeiten. Ich bejahte dies.
Das Rechenzentrum Göppingen veranstaltete damals einen „Tag der offenen Tür“ nur für Personal des Telekom Konzerns. Uns wurden die Maschinenräume mit all der überwältigenden Technik gezeigt. Diese Großrechnertechnik hatte mich schier erschlagen und hatte so rein gar nichts mit meinem Heim-PC und meinen Aktivitäten im örtlichen Computerclub zu tun. Bei der anschließenden Gesprächsrunde sollte jeder ein paar Worte zu seiner Person sagen. Ich erklärte, dass ich schon Interesse hätte dort zu arbeiten, aber dass mich die Technik ziemlich erschlagen hätte und ich nicht wüsste, ob ich den Anforderungen gewachsen sei.
Ich hatte ziemlich große Angst bei dieser Aussage, da ich nicht wusste ob sie mir nicht den Weg zu einem zukünftigen neuen Job kosten würde. Ich hielt es aber trotzdem für wichtig an diesem Punkt ehrlich zu sein.
Worauf man mir zur Antwort gab: „Wenn sie bereit sind hier zu arbeiten, dann finden wir auch einen Platz für sie den sie ausfüllen können“.
So sollte sich mein Gebet erfüllen das ich ein Jahr vorher gebetet hatte:
„Herr wenn du willst, dass ich gehen soll, dann mach es mir über den Arbeitgeber klar. Dass der Arbeitgeber sagt: Herr Kwirandt wir haben für Sie keine Arbeit mehr hier, aber dort oder dort“
Ich bewarb mich pauschal auf eine undefinierte Stelle im Rechenzentrum und bin genommen worden.
So gelangte ich als Quereinsteiger als gelernter Fernmeldehandwerker in die EDV.
Ich begann meinen Dienst am 02.12.1998
Wenn ich jetzt so auf mein bisheriges Leben zurückblicke, dann kann ich wirklich sagen, dass nicht besondere Fähigkeiten oder sonstige außergewöhnliche Eigenschaften – die mich aus der Masse herausragen ließen – mir zu neuen Jobs verhalfen, sondern dass es allein Gottes Gnade und Führung war, der mir immer wieder neu in recht schwierigen Situationen geholfen hatte.
Eigentlich war genau das Gegenteil der Fall. Oftmals hatte ich (im wahrsten Sinne des Wortes) das ohnmächtige Gefühl es nicht zu schaffen und den Anforderungen nicht zu genügen. Oftmals quälte ich mich da durch, und mir sind viele Dinge meistens nie leicht gefallen.
Oftmals hatte ich wirklich das Gefühl anhand der persönlichen Katastrophen die mich wie ein Tsunami zu überfluten drohten kurz vor einer Ohnmacht zu stehen.
Aber aufgeben und die Dinge hinzuschmeißen waren für mich nie eine Option.
Hier hat für mich die Bibelstelle aus Psalm 73, 23 eine große Bedeutung:
„Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand…“
(nach Luther).
Dennoch –> trotz allem, trotz aller widriger Umstände.
Wenn ich dieses Wort lese, „Dennoch“ dann sehe ich vor meinem geistigen Auge meine Hand wie sie fest an einem Wurzelzweig (Gott) an einem Abgrund festhält. Der Rest des Körpers droht in die Tiefe abzustürzen, aber dieser Zweig wird verhindern dass ich in die Tiefe fallen werde.
Irgendwann einmal werde ich dieses Bild nachmachen – weil es mir so viel bedeutet.
Mittlerweile habe ich dieses Bild von einer Freundin malen lassen, und HIER veröffentlicht.
Ich denke, um glauben zu können, muss man sich seiner Schwachheit bewusst sein, denn wer selber glaubt in irgend einer Art und Weise stark oder intelligent zu sein und es selbst schaffen zu können – der braucht keinen Gott.
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