Familiengeschichte(n) 1

– Geschichte meiner Familie –

Die Geschichte(n) einer Familie ist eng verbunden mit Menschen, den Zeiten in denen sie lebten und den Umständen.
Manche Geschichten sind schön, andere weniger schön und sind auch manchmal kein „Ruhmesblatt“, spiegeln aber die Zeit wider, in denen die Menschen gelebt haben, und die sie geprägt haben.
Die Umstände zu verstehen, die Geschichten und Geschichtchen im Kontext zur damaligen Zeit zu sehen und zu begreifen vermitteln ein Verständnis für diese Zeit und deren Umstände die alles andere als rosig waren.
Hier kommen nun kleine Geschichtchen unserer Familie, die man sich erzählt hat, und die weitergetragen wurden, oder erst durch meine Recherchen bezüglich der Ahnenforschung zu Tage gekommen sind. Während meiner Recherchen habe ich die Erfahrung gemacht dass nicht nur an vielen kleinen Geschichtchen „ein Körnchen Wahrheit“ ist, sondern dass sie meistens sich zu 100 % als Wahrheit herausgestellt haben. Leider sind keine Geschichten aus der Zeit vor meinem Großvater überliefert worden, so dass diese Zeit und Umstände im Dunkeln bleiben.

– Immer deutsch, und immer evangelisch –

Laut familiärer Überlieferung sollen unsere Vorfahren „immer deutsch, und immer evangelisch“ gewesen sein.
Unsere Vorfahren rund um meinen Großvater lebten in Zentralpolen. Die Wohnorte umfassten die Gegenden um Belchatow (Belchental), Piotrkow Trybunalski (Petrikau), Oprzezow und Lodz.
Die vielen männlichen Vornamen Friedrich und Wilhelm lassen auf eine emotionale Verbundenheit mit den deutschen Kaisern schließen. Auch die vielen überwiegend deutschen Vornamen scheinen die familiäre Überlieferung zu bestätigen.
In den Kirchenbuchauszügen steht, dass unsere Vorfahren zur evangelischen Kirche „Augsburgischen Bekenntnisses“ gehört haben. Diese evangelische Kirche war die erste und älteste evangelische Kirche die sich nach Martin Luther gebildet hatte. All diese Indizien deuten darauf hin, dass diese „familiäre Überlieferung“ soweit stimmt.

– Die Wandlung von Kwirant zu Kwirandt –

Eines Tages trat ein familiäres Ereignis ein (Hochzeit oder Geburt), das einen Eintrag durch einen Beamten nötig machte. Dieser schrieb unseren Familiennamen falsch, nämlich als „Kwirand“. Damals gab es ein Gesetz, dass amtliche Dokumente nicht berichtigt werden durften. So fügte der Beamte noch das „T“ an das Ende unseren Familiennamens an. Und mein Großvater sagte damals: „Nun gut, dann schreiben wir uns ab heute mit „DT“. So kam unsere Familie zu einem zusätzlichen Buchstaben in ihrem Familiennamen.

– Die harte „gute alte Zeit“ –

Oftmals wird die Vergangenheit als „gute alte Zeit“ dargestellt. Das liegt daran, dass wir Menschen gerne die unangenehmen Dinge vergessen und verdrängen wollen, und uns gerne nur an die angenehmen Dinge erinnern wollen. Folgende vier Geschichten sollen die Härte dieser „alten Zeit“ einfach widerspiegeln, der die Menschen damals ausgesetzt waren, und die sie geformt haben.

Geschichte 1:
In unserer Familiengeschichte ist es keine Seltenheit, dass man 12 Kinder hatte. So ist mein eigener Vater das zwölfte Kind von zwölf Kindern, und auch mein Großvater hatte 11 Geschwister.
Mein Großvater ist als Kind zu Verwandten (wahrscheinlich Onkel oder Tante) weggegeben worden. Wo diese wohnten und wer diese waren konnte ich nicht herausfinden. Dort musste er im Stall schlafen und arbeitete wohl als (Stall-)Knecht. Diese Zeit war sehr hart für ihn und er sprach sehr ungern darüber. Dort machte er wahrscheinlich auch seine Ausbildung zum Schmied.

Geschichte 2:
Diese muss man wohl im Kontext zur Geschichte 1 sehen.
Mein Großvater hatte 6 Kinder mit seiner ersten Frau, wovon 2 davon starben. Die 4 Kinder aus erster Ehe waren alles Mädchen.
Als er zum zweiten mal heiratete, kamen die Mädchen nicht gut mit ihrer neuen Mutter aus, deshalb wurden sie relativ rasch „verheiratet“. So kam es, dass mein Vater – der das zwölfte Kind von insgesamt zwölf Kindern gewesen war, seine eigenen Stiefschwestern nur vom Hörensagen kannte.

Geschichte 3:
Eine dieser Stiefschwestern wurde mit einem reichen Bauern (Boge) verheiratet. Aus dieser Ehe ging ein Mädchen (Nelli) hervor. Der Bauer allerdings war ein Säufer und bekam eines Tages TBC (Tuberkulose) an der er starb und auch seine Frau die sich an ihm angesteckt hatte. Nelli arbeitete später in einem Krankenhaus wo sie sich auch angesteckt hatte, und noch in sehr jungen Jahren verstarb.

Geschichte 4:
Mein Großvater war gelernter Schmied. Zentralpolen war wohl damals eine Hochburg der Weberindustrie. So stand wohl auch in jedem privaten Haus ein eigener Webstuhl. Da die fortschreitende Technisierung auch diesen Bereich betraf, arbeitete mein Großvater wohl auch in einer Weberei um die Dampfmaschinen zu warten, die die Webstühle in den Fabriken antrieben.
Bitte Grafik nachladen, sie ist ein wichtiger Bestandteil dieser SeiteAußerdem betrieb er Landwirtschaft und eine Gaststätte (wohl eher Kneipe). Dort kehrten wohl die umliegenden Bauern ein, wenn sie zum Markt gingen, oder vom Markt kamen. Laut Aussage meines Vaters gab es in der Kneipe auch einen Billardtisch. Essen wurde auch angeboten, so ist ist überliefert, dass eine Tochter immer helfen musste. Und dass ihr der Geruch von gekochtem Fisch und dem Blechgeschirr so zuwider waren, dass sie später keinen Fisch mehr essen wollte. Zu der Gaststätte gibt es einen Eintrag auf einer jüdischen Seite, die sich mit Belchatow befasst. Dort gibt es ein polnisches Firmenverzeichnis von 1929, in dem mein Großvater Wilhelm Kwirant unter „Beer pub“ (also Kneipe) aufgeführt wird.
Außerdem hatte mein Großvater 3 Häuser, aus denen er Mieteinnahmen hatte.
Diese verschiedenen Bereiche Landwirtschaft, Maschinist in einer Weberei, Kneipenwirt und Mieteinnahmen machen deutlich dass man wo immer man konnte, Geld für seinen Lebensunterhalt verdienen wollte.
Hier der Link zur jüdischen Seite: Externer Linkbutton


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